
Liebenswert unzensiert
- Kolumne von Bettina Müller-Farné
Ich wollte heilen.
Mich „finden“. Frieden schließen.
Ich wollte verstehen, warum ich so fühle, warum ich so schnell erschöpft bin, warum mich Dinge berühren, die andere kaltlassen.
Und irgendwann war „Heilung“ kein Weg mehr
– es wurde mein Ziel.
Mein Maßstab.
Mein stiller Zwang.
Ich habe Bücher gelesen, Coachings gemacht, meditiert, EFT geklopft, gejournalt, visualisiert.
Ich habe alles „richtig“ gemacht – und fühlte mich trotzdem falsch.
Denn mit jedem neuen Schritt kam der Gedanke:
„Da ist immer noch etwas, das ich lösen muss.“
Und weißt du, was das Traurige daran ist?
Heilung wurde mein neues Leistungsprojekt.
Ich war spirituell erschöpft – aber niemand sah das.
Weil ich ja „an mir arbeitete“.
Weil ich ja „bewusst“ war.
Es war wie eine unsichtbare Spirale:
Je mehr ich an mir drehte, desto enger wurde sie.
Und je „erwachter“ ich werden wollte, desto weniger fühlte ich mich lebendig.
Bis ich irgendwann saß – mitten in meinem achtsam dekorierten Chaos –
und dachte: Ich kann nicht noch mehr heilen.
Ich will einfach leben.
Vielleicht geht es gar nicht darum, heil zu werden.
Vielleicht reicht es, menschlich zu bleiben.
Ich glaube heute: Heilung passiert nicht, wenn wir alles verstehen.
Sondern wenn wir uns erlauben, nicht perfekt zu werden.
Wenn wir die Kontrolle loslassen, nicht aus Faulheit – sondern aus Vertrauen.
Denn manchmal bedeutet Heilung, den inneren Werkzeugkoffer zu schließen.
Und einfach nur da zu sitzen, mit allem, was ist.
Ich wollte heilen – und bin daran fast zerbrochen.
Aber dieses Zerbrechen war kein Ende.
Es war das erste Mal, dass ich aufgehört habe, mich selbst zu reparieren.
Und das war der Moment, in dem ich wirklich anfing, zu genesen.
✨ Was wäre, wenn du heute einfach aufhörst, dich zu verbessern –
und beginnst, dich wieder zu spüren?
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