Wie eine hochsensible Frau ihre Heimat verließ – und sich selbst fand...
Ich muss manchmal schmunzeln, wenn ich daran denke, wie früh mich dieses Gefühl begleitet hat:
„Ich werde eines Tages nicht hier leben.“
Als Teenager stand ich oft am Fenster, hörte Musik, schaute in den Himmel und spürte dieses leise Ziehen im Herzen.
Kein Drama, kein Fliehen – eher ein inneres Wissen.
Ein „Da draußen wartet etwas auf dich.“
Vielleicht kam es daher, dass ein Teil meiner Familie in London lebt.
Ich habe meine Tante und ihre Familie schon als Kind regelmäßig besucht.
Diese Stadt… diese Energie… dieses Gefühl von Welt und Weite.
Ich dachte tatsächlich lange Zeit, dass London einmal mein Zuhause sein würde.
Und trotzdem ging mein Weg ganz anders.
Vom Wunschtraum zur Entscheidung – und dann kam Spanien
Mit Anfang 20 stand ich an diesem Punkt, den viele hochsensible Frauen gut kennen:
Dieser Moment, wenn du etwas Altes loslässt, ohne genau zu wissen, wie das Neue aussehen wird.
Ich hatte gerade eine Beziehung beendet, fühlte mich frei und unfertig zugleich.
Ich schrieb Bewerbungen in mehrere Länder – einfach, weil es sich richtig anfühlte.
Weil meine innere Stimme sagte:
„Es ist Zeit.“
Letztlich lagen zwei Zusagen vor mir:
Österreich und Spanien.
Objektiv gesehen:
Österreich wäre einfacher gewesen.
Näher, vertrauter, sicherer.
Aber meine Intuition machte nicht einmal eine Sekunde Pause.
Sie war klar: Spanien.
Ich sprach kein Wort der Sprache, kannte niemanden, wusste nicht, was mich erwartet.
Und trotzdem fühlte es sich an wie eine Tür, die nur für mich geöffnet worden war.
Und es war sooo aufregend und ich fühlte mich ...lebendig.
Also packte ich meine Koffer. Ohne Plan, aber mit Herz.
Im Ausland prallten Freiheit, Hochsensibilität und Selbstfindung ineinander
Das Leben in Spanien war… alles.
Wunderschön. Überfordernd. Laut. Fremd. Voll. Leuchtend.
Ein großes Gefühl in alle Richtungen.
Ich lernte Menschen kennen, die mich faszinieren.
Ich lernte Kulturen, Rhythmen, Gerüche, neue Denkweisen kennen.
Ich lernte eine Sprache, in die ich mich heute noch verliebt fühle.
Aber am wichtigsten:
Ich lernte mich kennen.
Und zwar nicht die Version, die zuhause von Erwartungen eingerahmt war.
Sondern die Frau, die entsteht, wenn du plötzlich an keinem Ort der Welt jemandes Gewohnheit bist.
Wenn du im Ausland lebst, hast du die einmalige Chance, dich ohne Vergangenheit zu begegnen.
Du wirst zur Rohform deiner selbst.
Für hochsensible Frauen ist das besonders intensiv:
- du spürst jede Veränderung
- du setzt dich neu zusammen
- du weichst auf und wirst gleichzeitig stärker
- du hörst dich selbst wieder, weil die Welt lauter ist
Freiheit und Überforderung liegen näher beieinander als zuhause.
Aber genau da – in dieser Reibung – wächst etwas:
ein neues Selbstbild.
Innere Stimme? Ja. Und sie wird im Ausland nicht leiser – sondern lauter.
Viele HSP-Frauen denken, sie seien „zu sensibel“ für solche Schritte.
Aber in Wahrheit ist es oft die Sensibilität selbst, die sie trägt.
Denn Hochsensibilität ist nichts anderes als ein extrem fein eingestellter innerer Kompass.
Wenn du weit weg bist, ohne Ablenkung der alten Muster, hörst du plötzlich:
- was dir gut tut
- was nicht mehr zu dir gehört
- wer du sein willst
- und welche Frau du nicht mehr sein möchtest
Ich habe im Ausland mehr über mich gelernt als in allen Jahren zuvor.
Meine Intuition wurde klarer.
Mein Selbstbild wurde mutiger.
Meine Frisur und mein Kleidungsstil änderten sich gleich mit (als ob meine innere Stimme auch beim Shopping mitreden wollte).
Und mein Selbstbewusstsein kam nicht laut –
es kam tief.
Ich fand die Frau, die ich immer war, aber nie sein durfte.
Warum HSP mehr denn je der inneren Stimme folgen sollten
Weil Hochsensibilität nicht schwach macht.
Sie macht ehrlich.
Sie lässt dich spüren, was für dich richtig ist, bevor du es logisch erklären kannst.
Und manchmal ist es genau dieses leise Gefühl, das dein Leben in eine Richtung lenkt, die größer ist, als du es dir vorstellen konntest.
Mein Weg war nicht logisch.
Nicht geplant.
Nicht vernünftig.
Aber er war meiner.
Und das ist die Art von Leben, die am Ende trägt.
Für dich, wenn du zwischen zwei Welten stehst
Wenn du gerade im Ausland bist, darüber nachdenkst oder in irgendeiner Art zwischen zwei Leben schwebst, dann will ich dir etwas mitgeben:
Deine innere Stimme weiß den Weg.
Manchmal noch bevor du ihn sehen kannst.
Vertrau ihr.
Sie hat mich getragen.
Vielleicht trägt sie dich auch.
Ein Ort, an dem du du sein darfst
Hier geht es nicht um Perfektion oder Daueroptimismus.
Sondern um echte Verbindung. Um Frauen, die wissen, wie sich Heimweh und Hochsensibilität gleichzeitig anfühlen können.
Ob du im Ausland lebst, in einer neuen Kultur wurzelst oder gerade die Balance zwischen Anpassung und Selbsttreue suchst – hier darfst du dich wiederfinden.
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Dieser Artikel wurde verfasst von Bettina Müller-Farné, Gründerin des Liebenswert Magazins.
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