Darf ich nach einem Schwangerschaftsabbruch traurig sein – obwohl ich es selbst entschieden habe?

 

Ja.


Du darfst traurig sein.
Auch wenn du die Entscheidung selbst getroffen hast.
Auch wenn sie „richtig“ war.
Auch wenn dir alle sagen, du sollst jetzt „nach vorne schauen“.

Trauer ist kein Schuldbekenntnis – sie ist ein Ausdruck von Liebe.
Und auch wenn du dich bewusst gegen ein Leben entschieden hast,
war da für einen Moment eine Verbindung, ein Beginn, ein zarter Hauch von „was wäre, wenn“.
Diese Spur verschwindet nicht einfach, nur weil du sie rational erklärst.

Viele Frauen berichten mir, dass sie ihre eigene Trauer nicht einordnen können.
Weil sie glauben, sie hätten kein Recht dazu.
Doch Trauer hält sich nicht an Logik.
Sie ist keine Strafe, sie ist Erinnerung.

Vielleicht trauerst du nicht nur um das Kind,
sondern auch um das frühere Bild, das du von dir hattest.
Oder um den Moment, in dem alles leicht war, bevor du wusstest, dass du entscheiden musst.

 

Ich kenne Frauen, die sagen:
„Ich wünschte, jemand hätte mir erlaubt, beides zu fühlen –
Erleichterung und Schmerz.“


Weil genau da die Wahrheit liegt:
Beides darf gleichzeitig existieren.

Wenn du also gerade traurig bist –
dann ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern von Menschlichkeit.

 

Vielleicht hilft dir ein kleines Ritual:


Zünde eine Kerze an – nicht aus Schuld,
sondern als Zeichen des Gedenkens.
Sag leise:

„Ich danke dir für die kurze Zeit, in der du Teil von mir warst.“

 

Und dann atme.
Nicht um zu vergessen,
sondern um dich daran zu erinnern, dass du weiterleben darfst.

Du bist kein schlechter Mensch,
nur weil du fühlst.
Du bist eine Frau,
die eine schwere Entscheidung mit einem weichen Herzen getroffen hat.

Und genau dieses Herz verdient jetzt Mitgefühl –
nicht Urteil.

 

✨ Mehr über Trauer, Schuld und emotionale Heilung nach einem Schwangerschaftsabbruch findest du im Liebenswert-Magazin

– in unserer November-Serie „Verlust & Neubeginn“.

 

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Häufige Fragen rund um Trauer nach einem Schwangerschaftsabbruch

 

1. Ist es normal, nach einem Schwangerschaftsabbruch traurig zu sein?


Ja, absolut. Auch wenn die Entscheidung bewusst getroffen wurde, kann Trauer auftreten – als Ausdruck von Liebe, Erinnerung oder dem Abschied von einer möglichen Zukunft. Emotionen widersprechen sich nicht, sie dürfen gleichzeitig da sein.

 

2. Warum fühle ich mich schuldig, obwohl ich weiß, dass es richtig war?


Schuldgefühle entstehen oft, weil Gesellschaft und Umfeld zu wenig Raum für ambivalente Gefühle lassen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein natürlicher Teil der Verarbeitung, besonders bei feinfühligen oder hochsensiblen Frauen.

 

3. Wie lange dauert die Trauer nach einem Schwangerschaftsabbruch?


Es gibt keine feste Zeit. Manche Frauen spüren Erleichterung und Frieden nach Wochen, andere verarbeiten über Monate oder Jahre. Entscheidend ist, dass du dir erlaubst, in deinem Tempo zu heilen – ohne Druck oder Vergleich.

 

4. Was hilft, um mit der Trauer besser umzugehen?


Rituale, Journaling, Gespräche mit empathischen Menschen und körperorientierte Methoden (z. B. Atemübungen oder Visualisierungen) können helfen, innere Ruhe zu finden. Wichtig ist, dass du dich selbst nicht verurteilst, sondern dich liebevoll begleitest.

 

5. Sollte ich professionelle Unterstützung suchen?


Wenn die Trauer sehr lange anhält oder du dich stark belastet fühlst, kann es entlastend sein, mit einer psychologischen Fachkraft oder Trauerbegleiterin zu sprechen. Hilfe anzunehmen bedeutet nicht, dass du versagt hast – es zeigt, dass du dir wichtig bist.

 

 

 

 

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Dieser Artikel wurde verfasst von Bettina Müller-Farné, Gründerin des Liebenswert Magazins.

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