Beziehungskrise nach Fehlgeburt – Wenn zwei Menschen unterschiedlich trauern

Veröffentlicht am 23. November 2025 um 11:11

Eine Fehlgeburt betrifft nie nur eine Person.
Aber oft trauern zwei Menschen in völlig unterschiedlichen Sprachen.

Während sie vielleicht weint, sucht er nach Aufgaben.
Während sie reden möchte, zieht er sich zurück.
Und beide fühlen sich allein – obwohl sie nebeneinander sitzen.

Warum Männer und Frauen unterschiedlich trauern

 

Eine Fehlgeburt ist für viele Frauen ein körperlich erfahrbarer Verlust.
Der Körper erinnert sich, die Hormone spielen verrückt, die Leere ist spürbar.
Für den Partner bleibt vieles abstrakter.
Er sieht den Schmerz – aber er fühlt ihn anders.
Er will helfen, „stark sein“, Lösungen finden.
Und gerade das wirkt auf die Frau oft wie Distanz.

Doch niemand macht etwas falsch.
Trauer ist kein Wettbewerb.
Sie hat viele Gesichter – und alle sind wahr.

 

Wenn Nähe schwierig wird

 

Nach einem Verlust ist der Körper oft empfindsam.
Manche Frauen sehnen sich nach Geborgenheit, andere brauchen Abstand.
Manche Männer möchten Nähe, um zu trösten – und fühlen sich zurückgewiesen.
So entstehen Missverständnisse, wo eigentlich Liebe ist.

Die Wahrheit ist: Beide schützen sich.
Jede*r auf die eigene Weise.
Und manchmal braucht Liebe Raum, bevor sie wieder Nähe finden kann.

Wie ihr gemeinsam durch die Trauer gehen könnt

 

  1. Redet, auch wenn Worte fehlen.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“ ist ehrlicher als Schweigen.
  2. Gebt der Trauer Zeit.
    Kein Kalender der Welt sagt, wann ihr wieder lachen dürft.
  3. Findet gemeinsame Rituale.
    Eine Kerze, ein Spaziergang, eine Erinnerung – etwas, das euch verbindet.
  4. Holt euch Unterstützung.
    Ob Trauerbegleitung, Frauenkreis oder Paarberatung – ihr müsst das nicht allein schaffen.

 

Wenn Liebe neu beginnen darf

 

Manche Paare finden nach einer Fehlgeburt tiefer zusammen als je zuvor.
Andere brauchen Abstand, um sich selbst wiederzufinden.
Beides ist okay.
Denn Liebe heilt nicht, wenn man sie zwingt –
sie heilt, wenn man ihr zuhört.

💕 Weiterlesen:

 

➡️ Schuldgefühle nach einer Fehlgeburt – warum sie dich nicht schützen
Wie du dich aus der Selbstverurteilung befreist und Raum für echte Heilung schaffst.

 

Bist du zu sensibel, wenn dich eine Fehlgeburt monatelang beschäftigt?

„Wie wir nach der Fehlgeburt wieder zueinander fanden“

 

Echte Geschichten aus der Liebenswert-Community

 

Nicht jede Heilung geschieht laut.
Manchmal sind es die leisen Stimmen, die am meisten berühren

– weil sie das aussprechen,
was viele nur fühlen, aber nie sagen.

 

 

 

Ich erinnere mich an diesen Moment, als wäre er gestern gewesen.
Ich saß auf dem Badezimmerboden, die Hände zitterten, der Test war negativ –
und trotzdem wusste ich: Etwas in mir war gegangen.

Die Tage danach waren still.
Zu still.
Mein Partner und ich lebten nebeneinander her wie zwei Menschen, die dieselbe Sprache sprechen, aber ein anderes Alphabet benutzen.

Er wollte mich trösten, aber ich konnte keine Nähe ertragen.
Ich wollte reden, aber er schwieg.
Er ging arbeiten, ich zog mich zurück.
Und irgendwann war da mehr Stille als Liebe.

💔 Wir trauerten auf verschiedenen Frequenzen

 

Er versuchte, stark zu sein.
Ich versuchte, überhaupt zu sein.
Und dazwischen lag eine Leere, die sich mit keinem „Wird schon wieder“ füllen ließ.

Erst als wir beide aufhörten, richtig oder falsch trauern zu wollen, begann etwas Neues.
Wir gingen spazieren.
Sagten nichts.
Aber irgendwann nahm er meine Hand – und ich ließ es zu.
Das war der Moment, in dem wir wieder gemeinsam atmeten.

🌙 Wie Nähe zurückkam

 

Wir begannen, kleine Rituale einzuführen:


Eine Kerze am Monatsanfang.
Ein Brief an das Kind, das nicht bleiben konnte.
Ein Tee am Abend, ohne Worte.

Wir hörten auf, Antworten zu suchen

– und begannen, einfach zu fühlen.


Nicht mehr „Warum?“
Sondern: „Wie geht es dir heute?“

Und langsam, ganz langsam, wurde aus Trauer Zärtlichkeit.

💫 Was ich gelernt habe

 

Liebe hält Verlust aus.
Nicht, weil sie stärker ist –
sondern, weil sie sich erlaubt, zerbrechlich zu sein.

 

Heute weiß ich:
Wir mussten uns erst selbst wiederfinden, um uns wiederzufinden.
Und das war vielleicht der lehrreichste Weg, den wir gemeinsam gehen konnten.

 

Diese Geschichte wurde anonym eingereicht. Sie steht für viele Frauen, die zeigen: Trauer darf leise sein – Liebe auch..

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Dieser Artikel wurde verfasst von Bettina Müller-Farné, Gründerin des Liebenswert Magazins.

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