✨ Neu hier? Dann lies das zuerst.
Vielleicht bist du auf diesen Artikel gestoßen, weil du dich fragst:
- Bin ich hochsensibel – oder einfach nur zu empfindlich?
- Warum reagiere ich stärker als andere?
- Liegt das an mir, an meinem Leben oder an dieser Phase?
Dieser Text ist kein Test.
Und er will dich nicht in eine Schublade stecken.
Er ist eine Einladung zur Einordnung.
Zu Klarheit.
Und zu einem ehrlichen Blick darauf, was Hochsensibilität wirklich ist –
und was nicht.
Du musst hier nichts entscheiden.
Du darfst einfach lesen.
Und spüren, was für dich stimmig ist....
Was Hochsensibilität NICHT ist...
und warum so viele Frauen sich deshalb falsch einordnen.
Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft mir Frauen diesen Satz sagen:
„Vielleicht bin ich gar nicht hochsensibel. Vielleicht bin ich einfach nur… zu empfindlich?“
Manchmal kommt er zögerlich.
Manchmal fast entschuldigend.
Und manchmal mit einem nervösen Lachen, das sagt: Ich will mir nichts einbilden.
Und jedes Mal denke ich:
Da haben wir es wieder.
Nicht die Hochsensibilität ist das Problem.
Sondern das, was wir darüber gelernt haben – oder besser: nicht gelernt haben.
Denn Hochsensibilität ist eines der meistmissverstandenen Konzepte unserer Zeit.
Und nirgendwo wird so viel durcheinandergeworfen wie hier.
Also lass uns heute aufräumen.
Sanft, klar und ehrlich.
Warum dieser Artikel nötig ist (und längst überfällig)
Hochsensibilität ist inzwischen überall:
- auf Instagram
- in Reels mit sanfter Musik
- in Checklisten
- in „10 Anzeichen, dass du hochsensibel bist“-Posts
- in Aussagen wie:
„Hochsensible sind empathischer, spiritueller, feinfühliger als andere.“
Und genau da beginnt das Problem.
Denn je präsenter ein Begriff wird, desto unscharfer wird er.
Und desto mehr Frauen denken entweder:
„Das bin ich bestimmt auch.“
oder
„So bin ich gar nicht – also kann ich nicht hochsensibel sein.“
Beides führt in die Irre.
Lass uns mit dem Wichtigsten anfangen:
Hochsensibilität ist keine Diagnose
Und nein, das ist keine Spitzfindigkeit.
Hochsensibilität ist keine Krankheit,
keine Störung
und kein psychischer Defekt.
Sie ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das erstmals von der Psychologin Elaine Aron beschrieben wurde – auf Basis jahrzehntelanger Forschung zur sensorischen Verarbeitungstiefe.
Das bedeutet: Hochsensible Menschen
- nehmen Reize intensiver wahr
- verarbeiten Informationen tiefer
- brauchen länger zur Integration
- reagieren schneller auf Überstimulation
Nicht mehr.
Nicht weniger.
Es gibt dafür keinen ICD-Code,
keine medizinische Behandlung
und nichts, was „wegtherapiert“ werden müsste.
Wenn dir also jemals jemand gesagt hat:
„Dann brauchst du wohl Therapie.“
Dann atme bitte tief durch.
Und lies weiter.
Hochsensibilität ist nicht dasselbe wie Trauma
Das ist einer der größten Irrtümer unserer Zeit.
Und einer der schädlichsten.
Ja – Trauma kann das Nervensystem sensibler reagieren lassen.
Aber:
Nicht jede sensible Reaktion ist Trauma.
Und nicht jede Hochsensibilität ist traumabedingt.
Trauma ist eine Verletzung des Nervensystems.
Hochsensibilität ist eine Veranlagung des Nervensystems.
Das ist ein entscheidender Unterschied.
Was die Forschung zeigt:
- Hochsensible Menschen haben oft ein feiner abgestimmtes neuronales Filtersystem
- sie nehmen mehr wahr, bevor das Gehirn sortiert
- das ist genetisch mitbedingt
Trauma dagegen:
- überlagert diese Wahrnehmung
- verstärkt Alarmreaktionen
- verzerrt Sicherheitseinschätzung
Viele Frauen sind hochsensibel UND traumatisiert.
Aber das eine erklärt nicht automatisch das andere.
Und ganz wichtig: Hochsensibel zu sein bedeutet nicht, dass mit dir etwas „passiert“ sein muss.
Manchmal bist du einfach so.
Hochsensibilität ist keine emotionale Instabilität
Das höre ich besonders oft von Frauen, die sehr reflektiert sind:
„Ich fühle so viel – vielleicht bin ich einfach emotional nicht stabil.“
Nein.
Starke Gefühle sind kein Zeichen von Instabilität.
Sie sind ein Zeichen von tiefer Verarbeitung.
Studien zeigen, dass hochsensible Menschen:
- Emotionen länger und differenzierter verarbeiten
- stärkere Aktivierung in Hirnarealen zeigen, die für Empathie zuständig sind
- nicht schneller ausflippen – sondern intensiver fühlen
Der Unterschied ist wichtig.
Emotionale Instabilität bedeutet:
- unvorhersehbare Affekte
- fehlende Regulation
- extreme Schwankungen ohne Auslöser
Hochsensibilität bedeutet:
- Reaktion auf reale Reize
- hohe emotionale Resonanz
- Bedürfnis nach Rückzug zur Verarbeitung
Wenn du nach starken Gefühlen reflektierter wirst –
bist du nicht instabil.
Du bist bewusst.
Hochsensibilität ist nicht Introversion
Auch ein Klassiker.
Viele glauben:
„Ich bin extrovertiert, also kann ich nicht hochsensibel sein.“
Doch.
Sehr gut sogar.
Introversion beschreibt, woher du Energie bekommst.
Hochsensibilität beschreibt, wie du Reize verarbeitest.
Das sind zwei unterschiedliche Achsen.
Es gibt:
- introvertierte Hochsensible
- extrovertierte Hochsensible
- ambivertierte Hochsensible
Gerade extrovertierte hochsensible Frauen werden oft spät erkannt, weil sie:
- leistungsfähig wirken
- sozial kompetent sind
- viel tragen
- lange „funktionieren“
Und dann irgendwann sagen:
„Ich halte das alles nicht mehr aus.“
Nicht, weil sie plötzlich sensibel wurden.
Sondern weil ihr System zu lange ohne Rückzug gearbeitet hat.
Hochsensibilität ist keine Ausrede für Überforderung
Das ist mir besonders wichtig.
Hochsensibilität bedeutet nicht:
„Ich kann nichts ab“
„Die Welt ist mir zu viel, also muss sie sich anpassen“
Im Gegenteil.
Viele hochsensible Frauen sind:
- extrem belastbar
- sehr verantwortungsvoll
- hoch engagiert
- leistungsfähig
- zuverlässig
Sie funktionieren oft zu gut.
Bis der Körper irgendwann sagt:
„Jetzt nicht mehr.“
Das Problem ist nicht die Sensibilität.
Das Problem ist, dass sie zu lange ignoriert wird.
Hochsensibilität ist nicht konstant gleich
Ein Punkt, den kaum jemand erklärt ... und der enorm zur Verwirrung beiträgt:
Hochsensibilität ist kontextabhängig sichtbar.
Das heißt: Du kannst jahrelang gut zurechtkommen –
und dann plötzlich denken:
„Warum reagiere ich jetzt so stark?“
Typische Phasen, in denen Hochsensibilität „lauter“ wird:
- Schwangerschaft
- Wochenbett
- Mutterschaft
- hormonelle Umstellungen
- emotionale Übergänge
- chronischer Schlafmangel
- Auswanderung
- Verlust
- Neuorientierung
Nicht, weil du dich verändert hast.
Sondern weil dein Filtersystem mehr verarbeiten muss.
Hochsensibilität ist nicht etwas, das man „wegtrainieren“ sollte (oder könnte...)
Bitte hör mir hier gut zu.
Hochsensibilität ist kein Fehler im System.
Sie ist das System.
Natürlich kannst du lernen:
dein Nervensystem zu regulieren, Reizüberflutung zu reduzieren, Grenzen zu setzen, Übergänge bewusster zu gestalten.
Aber das Ziel ist nicht:
„Ich will nicht mehr sensibel sein.“
Das Ziel ist:
„Ich will mit meiner Sensibilität leben können, ohne mich selbst zu verlieren.“
Warum so viele Frauen sich falsch einordnen (und warum das kein Zufall ist)
Weil Social Media Hochsensibilität romantisiert
Zwischen Lavendelbildern und Zitaten ist Hochsensibilität oft dargestellt als:
immer sanft..immer spirituell..immer ruhig..immer empathisch..
Die Realität ist:
- Hochsensibilität kann laut sein
- wütend
- erschöpft
- überreizt
- klar
- unbequem
Und das passt nicht ins ästhetische Raster.
Weil Hochsensibilität mit Trauma vermischt wird
Das führt dazu, dass Frauen denken:
„Ich hatte doch gar nichts Schlimmes – also kann ich nicht hochsensibel sein.“
Doch.
Kannst du.
Weil Frauen jahrzehntelang gelernt haben, sich anzupassen
Viele Frauen waren sensibel –
und haben gelernt, nicht hinzuhören.
Sie waren:
brav, leistungsbereit, sozial angepasst...
Und erst in der Mutterschaft fällt das Kartenhaus zusammen.
Weil Schwangerschaft und Geburt Wahrnehmung verändern
Hormonell, neurologisch und emotional.
Studien zeigen:
- erhöhte sensorische Wahrnehmung in Schwangerschaft
- stärkere emotionale Reaktionen
- weniger Filter
Viele Frauen sagen:
„Seit der Schwangerschaft bin ich anders.“
Nein.
Du bist näher an dir.
Hochsensibilität vs. Überreizung vs. Erschöpfung – endlich Klarheit
Das ist einer der wichtigsten Punkte:
Hochsensibilität = Veranlagung
Überreizung = Zustand
Erschöpfung = Folge
Viele Frauen sind nicht „plötzlich hochsensibel“.
Sie sind überreizt, weil sie zu lange ohne Pause gelebt haben.
Hochsensibilität wird dann sichtbar, weil der Körper keine Reserven mehr hat.
Woran du Hochsensibilität erkennst – ohne Tests
Nicht zwingend an Checklisten.
Nicht an Instagram-Reels.
Sondern an Fragen wie:
Verarbeite ich Erlebnisse tief und lange?
Brauche ich Rückzug, um klar zu bleiben?
Reagiere ich stark auf Sinneseindrücke?
Spüre ich Übergänge intensiver als andere?
Bin ich besonders empfänglich für Stimmungen?
Wenn du bei diesen Fragen nickst –
dann bist du wahrscheinlich hochsensibel.
Nicht kaputt.
Nicht falsch.
Nicht zu viel.
Sondern fein eingestellt.
Und jetzt die Wahrheit...
Hochsensibilität ist kein Etikett.
Sie ist eine Einladung zur Ehrlichkeit.
Nicht alles anpassen zu müssen.
Nicht immer stark zu sein.
Nicht alles auszuhalten.
Sondern dein Leben so zu gestalten,
dass dein Nervensystem mitkommt.
Und genau dafür gibt es:
Rituale...Übergänge...Abendanker...stille Räume...Kerzen...bewusste Pausen.
Nicht als Lifestyle.
Sondern als Selbstrespekt.
Wenn du dich hier wiedererkennst
Dann bist du hier richtig.
Nicht, weil du sensibel bist.
Sondern weil du dich ernst nimmst.
Und das, meine Liebe, ist keine Schwäche.
Das ist Reife!
Vielleicht hast du beim Lesen gemerkt, dass du dich in vielem wiedererkennst –
und gleichzeitig unsicher bist, was du jetzt damit anfangen sollst.
Du musst dich nicht sofort einordnen.
Manchmal reicht es, erst einmal zur Ruhe zu kommen.
Wenn du magst, findest du hier einen stillen Raum zum Ankommen –
ohne Test, ohne Bewertung, ohne Erwartung.
Und wenn du tiefer verstehen möchtest, wie sich Hochsensibilität im Alltag zeigt:
Diese Artikel helfen dir weiter – ganz in deinem Tempo:
Hochsensibilität in der Schwangerschaft: Was wirklich dahintersteckt
Abendrituale für hochsensible Mütter
Kraft der Flamme – wie Kerzenrituale deine Energie fokussieren
💛 Ein letzter Gedanke
Du musst dich nicht sofort einordnen.
Manchmal reicht es, sich zum ersten Mal richtig verstanden zu fühlen.
FAQ
Ist Hochsensibilität eine Diagnose oder Krankheit?
Nein. Hochsensibilität gilt als Persönlichkeitsmerkmal bzw. Temperamentsausprägung – keine medizinische Diagnose und keine psychische Störung. Du bist nicht „kaputt“, sondern verarbeitest Reize oft tiefer.
Bin ich hochsensibel oder einfach nur zu empfindlich?
„Zu empfindlich“ ist meist ein erlerntes Urteil von außen. Hochsensibilität zeigt sich eher daran, wie du Reize verarbeitest: tiefer, intensiver, länger. Viele Frauen wirken nach außen „stark“ – und sind innerlich schneller überreizt.
Ist Hochsensibilität dasselbe wie Trauma?
Nein. Trauma kann die Stressreaktion verstärken und das Nervensystem in Alarmbereitschaft halten. Hochsensibilität ist hingegen eine Grundveranlagung der Reizverarbeitung. Beides kann zusammen auftreten – muss aber nicht.
Ist Hochsensibilität das Gleiche wie Introversion?
Nein. Introversion beschreibt, wie du Energie tankst (eher allein vs. eher sozial). Hochsensibilität beschreibt, wie intensiv du Reize aufnimmst und verarbeitest. Es gibt introvertierte und extrovertierte hochsensible Menschen.
Warum merke ich Hochsensibilität oft erst in Schwangerschaft oder Mutterschaft?
Weil sich die Reizlast massiv erhöht: Schlafmangel, Verantwortung, permanente Unterbrechungen, körperliche Nähe, emotionale Wachsamkeit. Hochsensibilität wird dann nicht „neu“, sondern sichtbarer.
Kann man Hochsensibilität „wegtrainieren“?
Du kannst Hochsensibilität nicht wegtrainieren – und musst es auch nicht. Was du lernen kannst: Reizschutz, Regulation, Grenzen, Übergänge und Routinen, damit dein Nervensystem nicht ständig überläuft.
Woran erkenne ich den Unterschied zwischen Hochsensibilität und Überreizung?
Hochsensibilität ist eine Veranlagung. Überreizung ist ein Zustand (zu viele Reize ohne ausreichende Erholung). Viele Frauen fühlen sich „plötzlich hochsensibel“, sind aber vor allem dauerhaft überlastet und dadurch reizoffener.
Was ist ein sinnvoller erster Schritt, wenn ich mich in dem Artikel wiedererkenne?
Nicht sofort labeln. Erst stabilisieren: kleine Abendanker, Pausen, leiser Reizschutz – und wenn du magst: ein ruhiger Einstieg über Quiet Rooms oder ein alltagstaugliches Abendritual. Klarheit entsteht oft nach Regulation.
Autorin: Bettina Müller-Farné - Gründerin des Liebenswert-Magazins
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