Warum fühlt sich Mutterschaft manchmal an wie ein Verlust von Freiheit?

(Und warum das NICHT bedeutet, dass du eine schlechte Mutter bist)

 

Es gibt Sätze, die man als Mutter angeblich nicht sagen darf.

Zum Beispiel:

„Ich fühle mich manchmal eingeengt.“
„Ich vermisse mein altes Leben.“
„Ich habe das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein.“
„Ich liebe mein Kind — aber ich sehne mich nach Freiheit.“

Autsch.
Diese Sätze tun weh, wenn man sie nur denkt.

 

Noch mehr, wenn man sie aussprechen möchte — und es nicht kann.

 

Und weißt du was?


Jede einzelne dieser Fragen habe ich selbst schon gedacht.
Und jede hochsensible Mama, mit der ich gesprochen habe, hat sie auch gedacht.
Leise. Heimlich. Und mit riesigem schlechten Gewissen.

 

Also lass uns heute über genau das reden.
Offen. Warm. Mit Humor (sonst wird’s zu schwer).
Und mit ganz viel Seele.

Mutterschaft ist nicht nur Liebe – sie ist auch Identitätsbruch

 

Dich vor der Geburt und dich nach der Geburt trennt ein emotionaler Schneesturm.

 

Vor der Geburt:

  • du entscheidest
  • du planst
  • du steuerst dein Leben

 

Nach der Geburt:

  • dein Tag richtet sich nach einem 3-Kilo-Menschen mit 28 Bedürfnissen pro Minute
  • Schlaf wird zum seltenen Naturphänomen
  • dein Nervensystem erlebt Dinge, von denen es nachts lieber nichts wüsste
  • und du… „funktionierst“ irgendwie dazwischen.

 

Diese plötzliche Verschiebung fühlt sich nicht an wie „Freiheit verlieren“,
sondern wie Identität verschieben,
und es ist normal, dass das erst mal Angst macht.

(Wenn du spürst, dass du nicht mehr du bist… → Frag Liebenswert Artikel )

 

Hochsensible Frauen spüren diese Veränderung sehr, weil ihr Nervensystem intensiver reagiert.
Du fühlst also nicht „mehr Drama“ —
du fühlst genauer.

(Deine Identitätsreise beginnt oft schon im Kinderwunsch)

Dein Gehirn steckt im „Neugeborenen-Modus“ fest

 

Kein Mensch auf der Welt sagt dir, dass dein Gehirn nach einer Geburt neu verkabelt wird.
Wissenschaftlich.
Neurologisch.
Messbar.

 

Was passiert?

  • Deine Amygdala (Alarmzentrum) wird hyperaktiv.
  • Deine Empathie wird verstärkt.
  • Deine Wahrnehmung wird schärfer.
  • Deine Grenzen werden durchlässiger.
  • Deine Bedürfnisse werden leiser.
  • Die Bedürfnisse des Babys werden lauter.
  • Und deine Energie? Wandert zu einem kleinen Wesen ab, das 24/7 auf dich angewiesen ist.

 

Klar fühlt sich das nach Freiheitsverlust an.
Dein System ist komplett auf Versorgung eingestellt —
nicht auf dich als Frau, als Mensch, als eigenständige Person.

Du gehörst plötzlich nicht mehr „nur dir“.
Und das spürst du.

Ganz tief.
Und manchmal ganz schmerzhaft.

Freiheit ist für sensible Frauen ein Grundbedürfnis

 

Hier wird’s spannend.


Hochsensible Frauen brauchen Dinge, die andere Menschen nicht mal auf dem Zettel haben:

✨ Rückzug
✨ Allein-Zeit
✨ Reizarmut
✨ Schweigen
✨ geistige Bewegungsfreiheit
✨ selbstbestimmte Routinen
✨ emotionale Eigenzeit

 

Mutterschaft… ist das Gegenteil davon.

Sie ist laut.
Verplant.
Unvorhersehbar.
Reizintensiv.
Grenzlastig.
Und absolut NICHT planbar.

Natürlich fühlt sich das nach Freiheitsverlust an.
Nicht, weil du „eigensinnig“ oder „unreif“ bist...
sondern weil dein hochsensibles Nervensystem TROCKENBROТ braucht und

Mutterschaft dir Chili con Carne serviert.
Zum Frühstück.
Mit extra Jalapeños.
Und niemand fragt dich, ob du scharf verträgst.

Es ist nicht, dass du dein Kind nicht liebst.
Es ist, dass dein System an seine Grenzen kommt.

Mutterschaft ist Beziehung – aber Beziehungen brauchen Raum

 

Freiheit bedeutet nicht „weg von meiner Familie“.
Freiheit bedeutet:

Raum zum Atmen...Raum zum Denken...Raum zum Spüren...Raum zum Ich-Sein

Und Mutterschaft nimmt dir diesen Raum erstmal komplett weg.

 

Du hast plötzlich:

0 Sekunden allein auf der Toilette

0 Kontrolle über Schlaf

0 Möglichkeit, Bedürfnisse sofort umzusetzen

0 Flexibilität im Alltag

0 Chance, nach deinen eigenen energetischen Rhythmen zu leben

 

Das ist kein „Ich will fliehen“.
Das ist:
„Ich brauche Raum, um wieder ich sein zu können.“

Das schlechte Gewissen ist das eigentlich Problem

 

Wenn du denkst:

„Ich fühle mich eingeengt…
aber das darf ich nicht fühlen…
also fühle ich mich schlecht, dass ich mich eingeengt fühle…“

…dann wird aus einem Gefühl ein innerer Kampf.

Hochsensible Mütter kämpfen oft nicht gegen Mutterschaft,
sondern gegen ihre eigene Bewertung darüber.

 

Das eigentliche Freiheitsproblem ist:

Du erlaubst dir nicht, die Wahrheit zu fühlen.

DICH zu fühlen.
Menschlich zu sein.
Ambivalent zu sein.
Zerrissen zu sein.
Zu zweifeln.
Zu lieben und gleichzeitig zu überfordert zu sein.

Mutterschaft konfrontiert dich mit Teilen von dir, die du lange versteckt hast

 

Mutterschaft ist wie ein Scheinwerfer.
Unter diesem Licht siehst du plötzlich:

  • deine alten Wunden
  • deine Bedürfnismuster
  • dein Bindungsverhalten
  • deine Perfektionismusseiten
  • deine Traumareste
  • deine Erziehungsprägungen
  • deine Angst, zu versagen

Freiheit bedeutet:
niemand sieht dich so nah.

Mutterschaft bedeutet:
jeden Tag wird etwas berührt, das du lange gedeckelt hast.

Das fühlt sich nicht nach Freiheit an. Eher nach Entblößung.

Und das ist echt schwer auszuhalten.

Und jetzt kommt das Überraschende:

 

Du verlierst nicht deine Freiheit.
Sie verändert ihre Form!

Du hast nicht weniger Freiheit.
Du hast andere Freiheit.

 

Vor dem Baby:

 

Freiheit = spontan

Freiheit = unabhängig

Freiheit = Zeit für dich

Freiheit = Außenwelt

 

Nach dem Baby:

 

Freiheit = Tiefe

Freiheit = Sinn

Freiheit = Verbindung

Freiheit = innere Stärke

 

Aber der Übergang…
oh, der Übergang ist emotional eine Vollkatastrophe.
Wie zwischen zwei Leben.
Zwei Identitäten. Zwei Welten.

Du stehst dazwischen und fragst dich:

„Wer bin ich?
Und wo ist die Frau, die ich vorher war?“

 

Und die Antwort ist:


Sie ist da.
Aber sie entwickelt sich gerade neu.

 

Mutterschaft nimmt dir Freiheit, aber sie gibt dir eine Freiheit,

die nicht oberflächlich, sondern tief ist.

 

Die Freiheit, zu bestimmen:

Wer du jetzt sein willst. Was du dir zutraust. Was du brauchst. Wie du leben möchtest.

Welche Grenzen du ziehst. Welche Träume du neu ausgräbst.

Du „verlierst“ nur die alte Version von Freiheit —
damit du die neue finden kannst.

 

(Wie Mutterschaft sich verändert, wenn du im Ausland lebst...)

Wie bekommst du ein Gefühl von Freiheit zurück?

 

(ohne "schlechte Mutter" zu sein)

Hier kommen die Werkzeuge, die sensible Mütter wirklich brauchen...nicht die Instagram-Tipps à la „Nimm dir mal 10 Minuten für dich“.

Haha. Ja klar.

 

✨ 1. Emotionale Entlastung statt Perfektionsdruck

 

Suggeriere dir nicht, du müsstest alles lieben.
Nein.
Nein.
Nein.
Liebe ist nicht gleich Leichtigkeit.

 

✨ 2. Mikro-Freiheit statt Makro-Freiheit

 

3 Minuten atmen
5 Minuten Balkon
10 Minuten Sprachnachricht an eine Freundin
15 Minuten Spaziergang allein
2 Stunden Schlaf mehr durch klare Absprachen

Kleine Räume → große Wirkung.

 

✨ 3. Erlaubnis, ambivalent zu sein

 

Du darfst dein Kind lieben und Mutterschaft manchmal hassen.
Das ist normal.

 

✨ 4. Nervensystem first

 

Dein Nervensystem bestimmt deine Freiheit, nicht dein Kalender.

 

✨ 5. Ritualisierte „Ich-Zeit“

 

Keine Optionen.
Fixe Inseln.

 

✨ 6. Emotionale Unterstützung suchen

 

Nicht, weil du „zu schwach“ bist —
sondern weil du intelligent bist.

(Overload ist kein Charakterfehler)

 

✨ 7. Die neue Identität bewusst formen

 

Mutterschaft ist kein Verlust von Identität,
sondern ein Neuentwurf.

Wenn du dich nach Freiheit sehnst, bedeutet das genau eins:

 

Du bist ein Mensch.
Ein tief fühlender Mensch.
Ein (hoch)sensibler Mensch.
Ein Mensch mit Bedürfnissen.

Und deine Bedürfnisse machen dich nicht schlechter.
Sie machen dich ehrlich.

Mutterschaft braucht keine perfekte Frau.
Sie braucht eine Frau, die sich wieder spüren darf!!

Zum Schluss — das, was du heute hören musst

 

Du bist nicht gefangen.
Du bist nicht falsch.
Du bist nicht undankbar.
Du bist nicht „zu sensibel“.

Du bist im Übergang.
Und Übergänge fühlen sich immer ein bisschen nach Freiheit an, die sich verabschiedet.

Aber in Wahrheit…
kommt gerade eine neue Freiheit auf dich zu.
Eine tiefere. Erdendere. Ehrlichere.

Und du wächst hinein.
Jeden Tag. Ein kleines Stück.

💌 Wenn dich dieser Artikel berührt hat…

 

Dann lies unbedingt die Geburtsserie im Dezember

– dort geht’s genau um diese neue Identität.

 

Und:


Wenn du eine Frage hast, die du dich nirgends zu stellen traust →
Frag Liebenswert.
Anonym. Warm. Ohne Bewertung.

 

FAQ 

 

Ist es normal, dass sich Mutterschaft manchmal wie ein Freiheitsverlust anfühlt?

 

Ja. Absolut.
Mutterschaft verändert deine Identität, deine Routinen und dein Nervensystem tiefgreifend. Besonders hochsensible Frauen spüren diese Umstellung intensiver — nicht, weil sie „schwächer“ sind, sondern weil sie genauer wahrnehmen, was sich innerlich verändert.

Bedeutet dieses Gefühl, dass ich mein Kind nicht genug liebe?

 

Nein.
Das Gefühl von Enge oder Überforderung hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun.
Es ist ein Zeichen dafür, dass deine eigenen Bedürfnisse gerade keinen Raum finden. Liebe und Überforderung schließen sich nicht aus — sie existieren oft gleichzeitig.

 

Warum fühle ich mich als hochsensible Mutter besonders schnell eingeengt?

 

Weil dein Nervensystem anders reagiert:
Mehr Reize = mehr Belastung.
Weniger Rückzug = weniger Regulation.
Mutterschaft ist dauerhaft intensiv — das führt bei HSPs schneller zu dem Gefühl, „nicht mehr sich selbst“ zu sein.

 

Wird dieses Freiheitsgefühl irgendwann wieder besser?

 

Ja.
Aber nicht plötzlich — sondern schrittweise, wenn:

  • dein Nervensystem sich stabilisiert
  • deine Routinen sich einspielen
  • du bewusst Mikro-Freiheiten einbaust
  • du wieder DU-Zeit bekommst
  • deine Identität sich neu sortiert

Die meisten Frauen berichten:
„Ich bin wieder ich — aber anders. Tiefer.“

Was kann ich tun, wenn ich mich total überfordert fühle?

 

Erste Schritte, die wirklich helfen:

Mini-Auszeiten (3–5 Minuten reichen oft)

klare Kommunikation mit dem Partner

realistische Erwartungen statt Perfektionismus

Rituale zur Beruhigung des Nervensystems

Unterstützung annehmen

das schlechte Gewissen reflektieren (nicht automatisch glauben!)

Ist es egoistisch, wenn ich mir Freiheit wünsche?

 

Nein.
Es ist ein Grundbedürfnis.
Ein Mensch ohne Raum brennt aus.
Eine Mutter ohne Raum brennt doppelt so schnell aus.
Freiheit ist keine Flucht — Freiheit ist Atmen.

 

Darf ich meiner Familie sagen, dass ich mehr Zeit für mich brauche?

Ja.
Und du solltest es sogar.
Mutterschaft funktioniert nicht auf Dauer ohne Pausen.
Du bist keine Maschine.
Du bist eine Frau mit einem Nervensystem, das Fürsorge verdient.

 

Was hilft am meisten, um mich wieder „ich selbst“ zu fühlen?

 

Die häufigsten Gamechanger sind:

feste Ich-Zeiten (auch in Mini-Einheiten) = mentale Entlastung, sichere emotionale Räume, kleine Routinen statt große Veränderungen, ehrliche Gespräche, Rituale zur Selbstverbindung

und weniger Druck von außen.

Wie kann ich lernen, diese neue Identität anzunehmen?

 

Indem du nicht versuchst, die „alte Version“ wiederzufinden.
Sondern indem du anerkennst, dass du gerade wächst —
und dass Wachstum oft chaotisch, emotional und intensiv ist.
Identität entsteht nicht aus Perfektion, sondern aus Wahrheit.

 

Wo finde ich Unterstützung, wenn ich mich verloren fühle?

 

Im Liebenswert-Magazin findest du:

  • Artikel über Identität
  • Nervensystemwissen
  • ehrliche Mutterschaftsthemen
  • Rituale & Mini-Tools
  • Frag Liebenswert für deine persönlichen Fragen
  • und die Geburtsserie (ab Dezember)

 

Zusätzlich empfehle ich:

die Edition Mama-Mind (für innere Stabilität & Klarheit)
die kostenfreien Freebies, z. B. „Lebenszauber: Burnoutschutz für empfindsame Mütter“

 

Wenn du jede Woche sanfte Impulse möchtest…schau bei Liebenswert Weekly vorbei...

und wenn du spürbare Unterstützung brauchst: entdecke die Liebenswert-Kits

 

Vielleicht auch interessant:

 

Serien-Special

Regretting Motherhood

 

Mutterschaft & Identität: Warum Freiheit plötzlich fehlt

Autorin: Bettina Müller-Farné - Gründerin Liebenswert-Magazin

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.